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eine Europatorte dazu gemacht werden. In Luzern
organisierte ich mit Unterstützung der Firma Cointreau
eine solche Ausstellung für die Schweiz im damaligen
Kunsthaus Luzern mit grossem Erfolg. Der Gewinner
durfte eine Woche in unserem Betrieb schnuppern.»
10 Jahre Zunftmeister zu Pfistern und heute
Ehrenzunftmeister – Sie haben sich nicht nur im
eigenen Betrieb, sondern fürs gesamte Hand-
werk stark gemacht. Was hat Ihnen dieses Amt
bedeutet?
R. B.:
«1408 organisierten sich die Bäcker (Pfistern)
zunftmässig und 1874 verkauften die Zunftmitglieder
das Zunfthaus. Im Jahr 1875 wurde die Zunft aufge-
löst. 1977 kaufte der Luzerner Bäcker-Konditoren-
meister-Verband das Zunfthaus zu Pfistern von den
damaligen Besitzern zurück. 1984 wurde von aktiven
Bäckermeistern die Zunft zu Pfistern zur finanziellen
Unterstützung des Zunfthauses wieder ins Leben ge-
rufen. Bei der Neugründung 1984 wurde wieder ein
Zunftmeister als Oberhaupt der Zunft gewählt. Nach
Bäckermeister Otto Wagner und Fachschuldirektor
Damian Schmid wurde ich nach intensiver Suche als
neuer Zunftmeister angefragt. Nach reiflichen Über-
legungen konnte ich mich für dieses Amt begeistern.
Während zehn Amtsjahren versuchte ich das Zunft-
leben zu aktivieren und die erwarteten finanziellen
Mittel zur Unterstützung des Zunfthauses einzubrin-
gen. Es war eine schöne, erfreuliche Aufgabe und
ich erlebte viele berufliche und kameradschaftliche
Höhepunkte und interessante Kontakte. Als Dank für
meinen langjährigen Einsatz wurde ich bei der Amts-
abgabe als Ehrenzunftmeister ernannt. Als Abschluss
meiner zünftigen Tätigkeit habe ich mit Freund Peter
Zai und Zunftsekretärin Annemarie Stocker das Zunft-
buch mit grossem zeitlichem Aufwand neu gestaltet.
Das Buch kann im Restaurant ‹Pfistern› oder bei
‹Zunft zu Pfistern› gekauft werden.»
Wie viele Lehrlinge haben Sie in Ihrer Karriere
als Confiseurmeister ausgebildet?
R. B.:
«In meiner 35-jährigen Geschäftstätigkeit
waren es etwa 180 Lehrlinge.»
Im Zusammenhang mit dem Brand der Kapell-
brücke lancierten Sie Brandschachteln – diese
sorgten schweizweit für Gesprächsstoff. Wie
kam es zu dieser Idee?
R. B.:
«1993 brannte der Grossteil der Kapellbrücke
ab. Dieser Verlust der ältesten gedeckten Holzbrücke
Europas löste eine riesige Medienwelle aus. Diese
Sehenswürdigkeit war und ist weltweit bekannt.
Nachdem die meisten der 158 Gibelbilder dem Feuer
zum Opfer fielen, offerierte mir der bekannte Luzerner
Künstler Alexander Scartazzini, das 159. Kapellbrücke-
bild mit dem Brand zu malen, welches ich dann als
Vorlage für eine Schachtel Schokoladenspezialität, in
der gleichen Dreiecksform wie die Bilder, benutzen
durfte. Die Schachtel war ein grosser Hit und hatte
sich als Erinnerung sehr gut verkauft.»
Wie kam es, dass die Backstube vom Wesemlin
an die Werkhofstrasse (heute Tribschenstadt)
verlagert wurde?
R. B.:
«Zuerst wollten alle Mitarbeitenden vom
Wesemlin runter, eine Woche später wollten alle
wieder zurück. Fachleute aus ganz Europa kamen
zur Backstubenbesichtigung und haben nur den Kopf
geschüttelt. 1980 wurde ich von einigen Mitarbeiten-
den in der Backstube auf die Platzprobleme ange-
sprochen. Wir hatten damals schon sieben Geschäfte
(Rössligasse, Gotthardhus, Emmen, Wesemlin Hof-
kirche, Monopol, Coeur fou) und im ganzen Haus an
der Mettenwylstrasse 11 Räume belegt. Die Confi-
serieproduktion und das Warenlager hatten wir im
Nachbarhaus. Wir mussten mit den fertigen Pralinés
jeweils über die Strasse fahren, was einige Male
heikle Probleme gab. So bat ich den Stadtrat um Hilfe,
ob leere Räume zur Miete frei oder Kaufmöglichkeiten
von Land möglich wären. Nach zwei Wochen bekam
ich vom damaligen Finanzdirektor und Präsident der
Städtischen Pensionskasse, Armand Wyrsch, einen
Termin für die Besichtigung von 3'000m
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in zwei
Räumen an der Werkhofstrasse 20. Diese Räume
wurden vorsorglich für die geplante Universität von
der Pensionskasse gebaut. Doch durch die ablehnen-
de Volksabstimmung waren diese Räume ungenutzt
vorhanden. Ich schaute mir mit meinem Vater Hans
Bachmann im Jahr 1979 diese Räume an und konnte
mich für diese zwei zu je 1'500m
2
grossen Räume
begeistern. Besonders auch die praktische Lage nahe
beim Bahnhof und guten Zufahrtsstrassen hatten
mich überzeugt. Am Samstag, 30. August 1980, war
Umzugstermin der Backstube. Am Samstag wurde
bis 10 Uhr in der alten Backstube gearbeitet. Dann
wurden über das Wochenende alle Maschinen ver-
schoben und am Montagmorgen, 1. September, um
2 Uhr, wurde in der neuen Backstube an der Werk-
hofstrasse 20 produziert. Leider erlebte mein Vater
den Umzug der Backstube nicht mehr, er verstarb im
Januar 1980.
Im ersten Jahr wollten einige Mitarbeitenden wieder
in die alte Backstube zurück, sie fanden die neuen Ar-
beitsräume viel zu gross und die Wege innerhalb der
Produktion zu lang. Ich hatte damals viele Kontakte